Downwindexpress in den Sommer

Auf nach Griechenland – Blumen und Wein für Neptun und Poseidon.

Nach dem langen Winter schauen alle Cruiser hier in der Marina täglich auf den Wetterbericht, um ein ideales Wetterfenster zu finden. Da die meisten Richtung Griechenland fahren, warten wir auf Wind aus West oder Süd.

Am Sonntag war es dann soweit – gleich 5 Boote verlassen die Marina Richtung Osten. Unser Plan: Zuerst 71,6 Meilen bis nach Marzamemi, dort eine Nacht schlafen und dann am Montag auf nach Griechenland. Da es doch recht weit ist, starten wir um 4 Uhr früh. Wir sind gespannt und aufgeregt. Die ersten Stunden gibt es keinen Wind und so motoren wir in den Sonnenaufgang.

Am Horizont der rauchende Etna

Der Wind kommt dann mit der Sonne – direkt von hinten, wir setzen das Groß und gehen wieder vor den Wind. Dann schauen wir uns die Sache erst einmal ein paar Minuten an. Blöd, das Großsegel will nicht richtig stehen und trotz Bullenstander ruckt der Baum immer wieder ein. Da erinnern wir uns an ein BBQ vor ein paar Wochen, bei dem Jenna erzählt hat, dass sie ganz oft nur mit dem Vorsegel unterwegs sind. OK, die haben einen Katamaran – aber unsere Sundowner liegt eigentlich auch sehr gut in der Welle. Also: Groß runter, Genua raus.

Gute Stimmung an Bord

Und: Ohne „stabilisierendes“ Großsegel liegen wir unglaublich stabil in der Welle und der Speed geht nach oben. Downwindsegeln – also vor dem Wind (Jessicas Lieblingskurs). Als wir 15 Uhr um die Südostecke von Sizilien biegen, haben wir 28 Knoten Wind – und sehen schon die Marina von Marzamemi. Um dorthin zu kommen müssten wir jetzt 4 Seemeilen gegen Wind und Welle fahren. Da sich die Sundowner (und wir auch) mit Wind und Welle aber gerade pudelwohl fühlen, entscheiden wir uns: Ab nach Griechenland.

Nur mit der Genua fahren wir wie auf Schienen durch die Welle. 7 Knoten – 7,5 Knoten – 8 Knoten – 8,5 Knoten – 9 Knoten – 9,5 Knoten. Wir können es kaum glauben, als wir konstant mit über 9 Knoten gen Griechenland schießen. Begeistert, aber auch etwas ängstlich schauen wir auf unsere Geschwindigkeitsanzeige. Unser Schiff hat eine Rumpfgeschwindigkeit von 8,8 Knoten. Der Windpilot hält unsere Sundowner zwar perfekt auf Kurs, trotzdem entscheiden wir uns ins erste Reff zu gehen. Nun sind wir mit durchschnittlich „nur“ noch 8 Knoten unterwegs.

Da wir uns um 15 Uhr entschieden haben, nach Griechenland zu fahren und es doch noch 288 Seemeilen bis nach Lakka auf Paxos sind, gehen wir davon aus, bei Dunkelheit anzukommen.

Mond und Venus bei Sonnenaufgang

Die Nacht von Sonntag auf Montag – Mitternacht – der Wind geht auf 6 Knoten zurück und dreht um 50 Grad. Ich überlege, ob ich Jessica wecken soll, um das Großsegel zu setzen. Da bei Nachtfahrten Schlaf gold wert ist entscheide ich mich dagegen und bummle mit 3-4 Knoten weiter Richtung Lakka. Mit der Sonne kommt dann der Wind zurück und dreht zurück zum Heck – „nur“ 15-20 Knoten aber perfekt für uns. Ab da gibt es für uns eigentlich nichts mehr zu tun. Die Sundowner pflügt die nächsten 30 Stunden seelenruhig fast genau auf unserer geplanten Route (die Linie kreuzen wir 5 Mal). Ein paar Delfine kommen vorbei, ein kleiner Wal auch, wir kochen und sind begeistert, was wir erleben dürfen. Wir sind nur noch Beifahrer und halten Ausschau nach anderen Schiffen.

Paxos voraus!

3 Stunden vor Lakka ist dann plötzlich der Wind weg – aber das ist gar nicht so schlimm, wir wollen ja warmes Wasser. Es ist übrigens erst Dienstag, kurz vor Mittag. So motorsegeln wir die letzten 15 Seemeilen nach Lakka. Und warten darauf, dass uns jemand kneift, um uns aus dem Traum zu wecken. Um 14:30 stehen wir mit 15 anderen Booten ruhig und sicher in der wunderschönen Ankerbucht von Lakka.

352,8 Seemeilen in 2 Tagen und 11 Stunden inklusive ablegen und ankern mit nur einem Segel – gar nicht so schlecht. Als ich dann nach unten gehe, sehe ich, dass wir vergessen haben, den Wassertank unserer Senseo-Kaffeemaschine auszuleeren. Die bleibt immer in der Galley stehen. Kein einziger Tropfen Wasser ist ausgelaufen. Und wir haben im Cockpit keinen einzigen Tropfen Salzwasser abgekommen – bei immerhin bis zu 29,7 Knoten Wind und der bekannten kurzen Mittelmeerwelle.
Wir sitzen im Cockpit, trinken einen „Ankerer“ – da fällt der Satz: Wir haben ja die perfekte Yacht für die Barfußroute.

Stefan

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