Dass Männer vom Mars und Frauen von der Venus sind haben andere schon umfangreich beschrieben. Mars und Venus nun auf 20 m² zusammen – zum Teil ohne Fluchtmöglichkeit – das könnte ja eine explosive Mischung ergeben.
Nehmen wir zum Beispiel das Aufräumen. Als Gott den Hang zur Ordnung verteilt hat, haben wir beide nicht „hier“ geschrien. Ein Schiff ist aber nunmal klein und man muss ab und an aufräumen. Ich räume dann eben alle Sachen da hin, wo sie meiner Meinung nach hingehören (oder wo Platz ist). Stefan kriegt dann jedesmal einen Rappel, weil wir „zu viel Zeug“ haben. Und anstatt aufzuräumen beginnt er wegzuwerfen. Er fängt grundsätzlich mit Dingen an, die ihm nicht gehören (also mir). Dann arbeitet er sich zu Sachen vor, die seiner Meinung nach verzichtbar sind. Frei nach dem Motto „Keine Ahnung, wofür wir das brauchen, werfen wir es vorsichtshalber mal weg.“
Bei der Flut der Ladegeräte mit dazu passenden Kabeln muss ich dann immer die Ladekabel retten. Sonst werden Staubsauger, Handscheinwerfer oder Kamera schnell zu Einweg-Produkten, weil Stefan die Ladekabel entsorgt hat.
Stefan scheint allerdings insgesamt toleranter zu sein als ich. Ihn stört nix an mir. Sagt er. Ich fürchte aber, er flunkert. In schöner Regelmäßigkeit ärgert er sich über zugestellte Arbeitsflächen (ich neige zur Ausbreitung), herumliegende Schuhe (ich habe wirklich nur GANZ wenige Schuhe mitgenommen, die brauchen aber trotzdem Platz) oder – als neuestes Mysterium – den ominösen Mixbecher. Den benutze ich täglich (für was, bleibt mein Geheimnis) – Stefan wundert sich allerdings auch täglich, warum der schon wieder (gespült) rumsteht.
Aber neben all den kleinen Störungen kommen wir so zu zweit eigentlich ganz gut klar. Wir haben sowohl beim Segeln als auch im täglichen Leben einen guten Weg gefunden, zusammenzuarbeiten.
Das scheint allerdings nicht allen segelnden Paaren so zu gehen. Meistens ist die Aufteilung bei Paaren: ER steht am Steuer und scheucht SIE durch die Gegend. Was beim Anlegen an Stegen mit Moorings zum Teil zu interessanten Szenen führte. Unser liebstes Beispiel: Irgendwo in Kroatien, ein Paar legt mit einem durchaus großen Motorboot an. Mann am Steuer, Frau an der Mooring. Und an allen anderen Leinen. Nachdem die Heckleinen fest waren, schaltet der Steuermann den Motor aus, geht an Land und raucht eine Zigarette. Und wird nicht müde, seine Frau anzubrüllen, dass sie doch gefälligst mal die Moorings anständig durchsetzen soll – während das Boot immer näher und näher an den Steg treibt und langsam aber sicher andockt. Die Leinen durchzusetzen wäre deutlich einfacher, wenn der Herr den Motor erstens an und zweitens im Vorwärtsgang gelassen hätte (und auch dann braucht Frau Kraft) – oder wenn er es selbst machen würde.
Ich frage mich dann immer wieder, warum sich die Frauen nicht trauen, selbst ans Steuer zu gehen – und den (leider naturgemäß) körperlich stärkeren Männern die Leinenarbeit zu überlassen? Gerade bei den Hafenmanövern erscheint uns die Aufteilung „Frau am Steuer, Mann an den Leinen“ als deutlich sinnvoller. Ich kann leicht mit einer Hand am Gashebel unsere 12 Tonnen bewegen. Die Sundowner allerdings per Hand und Muskelkraft an irgendwelchen Leinen durch die Gegend zu ziehen fällt mir deutlich schwerer als Stefan. Aber scheinbar lassen sich Frauen gerne scheuchen. Da sitzt Mann hinterm Steuer und deutet mit dem Zeigefinger auf eine 2 Meter entfernte Leine und sagt „zieh mal“ – als könne er sich selbst nicht bewegen. Mädels, traut euch. Und setzt euch durch.
Was bringt ein Skippertraining mit ausschließlich Frauen, wenn ihr anschließend die einzige Frau in einer Männercrew seid und euch nachher wieder nicht traut, das Ruder in die Hand zu nehmen?
Also Frauen, traut euch: Ran ans Steuer, Männer scheuchen 🙂