Chaos in Gaios

… ok, die Überschrift für diesen Blogeintrag habe ich geklaut. Aber nichts beschreibt das besser, was wir in Gaios erlebt haben. Nachdem wir letzte Woche schon einmal in Lakka auf Paxos waren, haben wir zusammen mit Rena und Egon beschlossen, Paxos einen zweiten Besuch abzustatten. Dieses Mal haben wir uns Gaios als Ziel ausgeguckt. Laut Hafenführer eine idyllisches Städtchen mit einer Art Fjord.

Stefan und ich kannten Gaios bisher nicht persönlich, wir haben aber einiges über Gaios gelesen – unter anderem im Blog einer holländischen Familie, die mit einem Katamaran durch die Gegend segelt. Da habe ich auch die Überschrift geklaut 🙂

Wir hatten diesen Blogeintrag also im Hinterkopf als wir vor Gaios geankert haben. Da es in den letzten Tagen immer wieder Gewitter gegeben hat, wollten Stefan und ich unsere Sundowner nicht alleine vor Anker liegen lassen – und so sind Rena und Egon mit dem Dinghy losgezogen und wir beide haben die Ankerwache übernommen. Und – es hat sich gelohnt, an Bord zu bleiben. Nicht etwa, weil unser Anker nicht gehalten hätte – der saß. Den hat Egon bombenfest eingefahren! Es war das „Ankerplatzkino“, das den Abend extrem amüsant gestaltet hat.

Die Dinghys kuscheln schon.
Die Dinghys kuscheln schon.

Zuerst kam eine französische Yacht und wollte mit unserer Sundowner kuscheln – ich habe versucht, den Skipper zu überzeugen, dass 1 Meter Abstand dann vielleicht doch ein bisschen wenig ist. Das sah der zuerst anders und hat dann aber doch noch einmal umgeparkt. Dieses Mal nicht sehr viel besser – jetzt hatte er sich einfach eine deutlich kleinere Yacht als Kuschel-Partner für sein Dinghy ausgesucht.

Das eigentliche Highlight kam dann aber noch. Eine Charteryacht mit Dinghy im Schlepp kam in die Bucht geschossen, in voller Fahrt wurde der Anker geworfen, dann Vollgas rückwärts. Ok, kann man machen – klar, die haben nicht da geankert, wo sie eigentlich hinwollten, aber so ein Manöver muss ja nicht unbedingt schön aussehen – wenn der Anker hält, ist das Ziel erreicht. Und das Dinghy war so nett der schwungvoll rückwärts fahrenden Yacht auszuweichen. Der gesammelten Männlichkeit an Bord der Charteryacht war das Ankermanöver aber dann wohl doch etwas unheimlich – deswegen nochmal von vorne.

Also zweiter Versuch. Anker hoch, Vollgas vorwärts, Anker runter, vollgas rückwärts. Dieses Mal hat sich das arme Dinghy aber wohl ignoriert gefühlt und wollte sich der rückwärts fahrenden Yacht in den Weg stellen. Dumm nur, dass die Leine und die Schraube direkt Freundschaft geschlossen haben. Dass es das Dinghy unters Schiff gesaugt hat, wurde von Skipper und 9-köpfiger Crew allerdings erst bemerkt, als der Außenborder an die Bordwand gedonnert ist. Und nun sind wir beim Chaos in Gaios. Da liegt man bei einer etwas unklaren Wetterlage in einer Bucht und nebenan liegt eine manövrierunfähige Yacht mit nicht-eingegrabenem Anker.

Eingesaugt - Dinghy unter Boot
Eingesaugt – Dinghy unter Boot

Der sehr verantwortungsvolle Skipper wusste ja um seine etwas prekäre Situation. Nun war guter Rat teuer. Ein Crew-Mitglied wurde dazu ausersehen, nach dem Anker zu tauchen. Hoch professionell ausgestattet mit Taucherbrille, Schnorchel und Flossen tauchte der Mann also los. Nach kurzer Zeit die Erfolgsmeldung – Daumen hoch, der Anker ist eingegraben. Ich fand die Position des Ankers im Bezug zur Yacht etwas seltsam. Das ging nicht nur mir so – der Skipper der Nachbaryacht peilte kurz und versuchte dann, dem Taucher klarzumachen: Das ist nicht dein Anker, das ist meiner. Der Taucher war an der falschen Ankerkette entlanggetaucht. Aber ich bin sicher, dass sich der Skipper der nicht-havarierten Nachbaryacht gefreut hat zu erfahren, dass sein Anker gut eingegraben ist.

Schon  während des gesamten Manövers konnte man sehen: Auf der Nachbaryacht ist geballte Kompetenz zu finden. Wer nun aber denkt, dass die Geschichte damit zu Ende ist, irrt:

Chartercrew ist hungrig – Chartercrew will essen. Und da das Dinghy nicht mehr zur Verfügung stand, wurde ein Shuttle eines Restaurants geordert. Als die netten Italiener ihrem Shuttle-Dinghy-Fahrer ihre Situation schilderten, rauschte der mit einem „Che stupido“ wieder ab – er wollte wohl nicht schuld sein am Chaos in Gaios. Und dass der Charterskipper so unverantwortlich sein wollte und seine manövrierunfähige Yacht alleine lassen, entlockte auch allen ringsherum ankernden Yachties nur ein Kopfschütteln.

Dem zweiten Shuttlefahrer eines anderen Restaurants erzählte die Chartercrew dann einfach nix vom nicht-eingefahrenen Anker und dem manövrierunfähigen Boot – schließlich will man sich den Urlaub ja nicht durch solche Kleinigkeiten vermiesen lassen.

Antipaxos
Antipaxos

Der Franzose mit seiner kuschelsüchtigen Yacht ist irgendwann nachts anker-auf gegangen. Vermutlich war es ihm dann doch zu eng. Und wir haben uns früh nach Antipaxos aufgemacht, um vor den Touri-Strömen die Karibik-Bucht anzuschauen. Da wurde es uns aber auch nach kürzester Zeit zu eng – vermutlich stehen wir auf zu viel Abstand, nur eine Fenderbreite zur Nachbaryacht ist uns zu wenig.

Soviel zum Chaos in Gaios.

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