Ich vermute, dass ich mich jetzt direkt unbeliebt mache, aber: Der Größenbegriff bei Booten ist ja relativ. Ich war bisher auf eher großen Pötten unterwegs (Begonnen mit einer Lagoon 450, dann wurden die Kats größer und zuletzt eine Bavaria 41). Im Juli waren wir in Kroatien und haben uns eine (vollkommen heruntergekommene) Elan 384 angesehen. Vom Layout her ein super schönes und gut durchdachtes Boot, der Zustand war furchtbar – aber, wie schon gesagt, mit jeder Besichtigung lernen wir dazu.
Man stelle sich folgende Situation vor: 39 Grad, irgendwo in Kroatien – es liegen viele Stunden Fahrt hinter uns. Die Sonne brennt und wir sind in der Marina mit einem Angestellen (Bekannten oder was auch immer) des Eigners verabredet. Typisch Stefan sind wir nicht um 14 Uhr sondern schon um 13:50 an der Marina und haben auch die beiden Boote entdeckt, die auf dem Trockendock auf Käufer warten. Ganz schön groß so ein Pott an Land – im Wasser wirken die nicht so groß. Es wurde 14 Uhr, 14:15 Uhr, 14:30 – kein Marco in Sicht. Unzählige Anrufe (ich kam mir schon wie eine Stalkerin vor) auf Marcos Nummer blieben erfolglos, also haben wir unseren Broker angerufen. Der gab uns die Handynummer des Eigners, der wiederum rief dann Marco an und dann wieder mich „Marco kann nicht zurückrufen, der hat kein Guthaben mehr auf dem Handy“ – also Rückruf und Marco erbarmte sich und ging ans Telefon – und um kurz vor 15 Uhr war er dann auch endlich in der Marina. An der südeuropäischen Gelassenheit müssen wir noch arbeiten.
Die Besichtigung war dann eher mau – verottete Dinghys, Sprayhood in Fetzen, komplett ungepflegte Boote – aber eine L-Küche 🙂
Marco war dann recht gesprächig (er unterhielt sich nur mit mir, Stefan wurde ignoriert) – und er zeigte mir, worauf man beim Kauf eines Bootes so achten muss. Uns war aber klar, die 384 scheidet aus – vor allem diese.
Wir hatten im Hafen die Gelegenheit, kurz an Bord einer Elan 394 zu gehen – die hat uns beiden besser gefallen. Also, Input gespeichert, Suche neu starten. Prompt tauchte auch eine Elan 394 in den Bootsbörsen auf – und dieses Mal durfte ich mich mit dem Broker rumärgern.
Wir hatten in Kroatien festgestellt, dass man ein Boot nur beurteilen kann, wenn man es besucht – also haben wir einen Rundtrip durch Italien geplant, weil hier momentan viele Boote zu vertretbaren Preisen auf dem Markt sind (und das Gerücht, dass man von den Internet-Preisen immer 20% abziehen soll, stimmt uns zuversichtlich). Stefan hat also mehrere Besichtigungstermine vereinbart – und wir hatten auch herausgefunden, wo die Elan 394 liegt, die uns immer noch im Kopf herumschwirrt.
Stefan hat kurz vor der Abfahrt noch einen weiteren Termin vereinbart – eine Sun Odyssey 35. Mir wurde die Reise mit einem „dann können wir nach Venedig und nochmal ans Meer, so Ende September ist das doch schön“ schmackhaft gemacht, weil mir das Thema Bootskauf langsam wirklich aus den Ohren wieder rauskam.
Also auf nach Grado. Ein putziger Ort mit einem putzigen Boot. Ich hatte mir fest vorgenommen, komplett unvoreingenommen zu sein. Und dann, im Hafen angekommen, sah ich die Sun Odyssey und bin leicht erschrocken – so ein kleines Boot! Spontan fühlte ich mich an Stefan Boden mit dem „Digger“ erinnert – größer leben, kleiner segeln. Das mag jetzt verrückt klingen, 35 Fuß sind ja wirklich ausreichend (und wenn den „Digger“ als Maßstab nimmt, sind 35 Fuß riesig).
Ich bin aber eine Frau, ich darf unlogisch sein – ich fand das Boot winzig. Also wieder nix.